Berlin
ist bekannt dafür, dass kaum ein Straßenzug wie der andere aussieht und
hinter jeder Ecke eine Überraschung stecken kann – sei es
architektonisch, kulturell oder gastronomisch. Dennoch hat so ziemlich
jeder Ortsteil ein gewisses Image: Friedrichshain gilt als jung und hip,
manchmal auch etwas zu partylastig, aber immer von einem gewissen
Ostberliner Charme umgeben. Doch auch innerhalb dieses über 130.000
Einwohner starken Ortsteils lohnt es sich genauer hinzusehen: Denn
Friedrichshain ist nicht nur Party oder Abhängen für junge Menschen im
namensgebenden Volkspark Friedrichshain, sondern kann auch für Familien
und alle Ruhesuchenden ein passendes Zuhause sein.
Preisgekröntes Stadtviertel mit Herz für Familien
Im Samariterviertel, auch Nordkiez genannt, nördlich der Frankfurter
Allee und rund um die Samariterkirche, ist genau das möglich: Ein
ruhiges und entspanntes (Familien-)leben. Hier gibt es viele kleine
Geschäfte, die allerhand Schönes und Nützliches (auch rund um’s Kind)
anbieten, sowie gemütliche kleine Cafés und jede Menge Spielplätze und
Grünflächen. Das Viertel war von 1993 bis 2008 als Sanierungsgebiet
ausgewiesen und wurde vom Bundesverkehrsministerium mit dem Nationalen
Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur ausgezeichnet.
Bewegte Geschichte und Zentrum der Friedensbewegung
Herz des Kiezes ist die Samariterkirche aus dem Jahr 1894, die regionaltypisch aus Backsteinen gebaut wurde und eine evangelische Kirchengemeinde beherbergt. Das Gotteshaus spielte Ende der 70er Jahre eine besondere Rolle in der DDR-Oppositionsbewegung: Der Pfarrer Rainer Eppelmann und der Musiker Günter Holly Holwas veranstalteten hier von 1979 bis 1986 Blues-Messen. Über 250 Jugendliche kamen im Juni 1979 zu der ersten Messe um ihren Protest gegen das Regime zum Ausdruck zu bringen. Die Staatführung versuchte die Blues-Messen zu untersagen, aber der Kirchenbund kämpfte dafür. Erst im Jahr 1986, nach über 20 dieser Veranstaltungen, beugte sich die Kirche der DDR-Politik und stellte die regimekritischen Messen ein, um den Kirchentag 1987 nicht zu gefährden.
Der Prachtboulevard Friedrichshains
Die Samariterkirche befindet sich inmitten der Bänschstraße,
die innerhalb des Kiezes und auch darüber hinaus, gerne als
Prachtboulevard bezeichnet wird: In der Mitte der Straße gibt es einen
breiten Fußweg mit vielen Bäumen, der zum Flanieren einlädt. Gesäumt
wird die Bänschstraße von prachtvollen Häusern mit Jugendstilfassaden.
Ohne Zweifel eine attraktive und begehrte Wohnlage, in der es sich ruhig
und entspannt leben lässt.
So sieht ein Tag im Samaritelviertel aus
Das Läuten der Samariterkirche, gemischt mit Vogelgezwitscher: So sieht der akustische Start in den Tag inmitten des Samariterviertel aus. Zu Fuß geht es nach draußen. Erst einmal ein schönes Frühstück in der Schwäbischen Bäckerei. Hier ist alles hausgemacht und sympathisch bodenständig. Danach eine kleine Schlenderei durch den Kiez: Für den nächsten Kindergeburtstag gibt es in der Buchhandlung Libelle ein tolles Geschenk und im Berliner Modeinstitut lässt sich nach ausgefallener Kleidung stöbern. In der Kiezcuisine, einem vegetarischen Bistro, ist eine Verschnaufpause und eine kleine Stärkung angesagt. Mit der U-Bahn geht es in weniger als 10 Minuten zum Alexanderplatz und mitten ins Großstadtleben. Am späten Nachmittag wieder zurück aus dem Trubel der Innenstadt in die Ruhe des Samariterviertel: Noch schnell in der traditionsreichen Konditorei und Patisserie Verzuckert eine Torte für das Familienfest bestellt, geht es auch schon zum Dinner mit Freunden: Tapas mit spanischen Weinen in der Vineria Del Este zum Tagesausklang. Danach noch auf einen Absacker in der Revolte Bar, wo es sogar Live-Musik gibt. Das Samariterviertel – ein echter Ruhepol inmitten des bunten Friedrichshains.
Fotos (4): Dominik Dittberner (3) und Tilman Vogler (1)