Friedrichstadt

Berlin

Die Friedrichstadt wurde nach ihrem Gründer Friedrich I. benannt – erster preußischer König und erster deutscher Kaiser. Er war es, der den Staat entstehen ließ, aus dem später Deutschland wurde. Und er war es, der Berlin zu einer echten und von äußeren Einflüssen befreiten Regierungsstadt machte.

So gesehen ist die Friedrichstadt der erste Berliner Mittelbezirk. Hier lebten die Adeligen, aber auch das Volk. Hier waren die Märkte, wie der heutige Gendarmenmarkt im Norden des Viertels. In der Kreuzberger Kochstraße im Süden bauten die Händler ihre schönen Patrizierhäuser und an der westlichen Grenze des Bezirks, am Potsdamer Platz, geriet der Straßenverkehr schon früh außer Kontrolle. Deswegen schickte der Kaiser hier die ersten Verkehrspolizisten Berlins in den Straßenstaub, um den täglichen Irrsinn zu regeln. In den Seitengassen der Friedrichstraße, die den Bezirk von Nord nach Süd durchschneidet, betrank man sich in kleinen Kneipen, verbotene Stundenhotels boten schnelles Vergnügen. In dieser zentralen, lebenden, liebenden, sündigen Friedrichstadt fing Berlin zu leben an.

 

Der Zweite Weltkrieg jedoch teilte den Kiez. Und schlug mittendurch eine Mauer, deren Fall neue Sehenswürdigkeiten hervorbrachte, etwa den Checkpoint Charlie, wo jeder die ehemalige Teilung der Stadt am besten nachvollziehen kann. Dort, wo die Mauer stand, zog sich jahrelang eine Brache durch die Stadt. Diese Lücken zwischen Springer-Verlag und Potsdamer Platz haben inzwischen zahlreiche neue Wohn- und Bürohäuser, aber auch Hotels gefüllt. Nirgendwo sonst haben in den vergangen Jahren so viele Kräne und Baumaschinen ihre Arbeit verrichtet. Im alten Zeitungsviertel rund um die Kochstraße haben sich zudem zahlreiche Start-ups und Medienunternehmen angesiedelt. Das bringt neue Vitalität in den Bezirk.

Im Kreuzberger Teil der Friedrichstadt, der durch die Mauer von Berlin-Mitte getrennt wurde, ist schon vor dem Mauerfall jenes alternativ-progressive Leben eingezogen, das im alten West-Berlin zur Überlebensstrategie zählte. Das kann man heute noch gut in der Umgebung des TAZ-Hauses in der Rudi-Dutschke-Straße besichtigen, dem Büro der berüchtigten linken Tageszeitung. Aber auch hier fügt sich Neues ein: Heute kocht vis-à-vis Berlins bekanntester Sternekoch Tim Raue für jeden, der rechtzeitig einen Tisch reserviert. Ringsum prägen spannende Wohnungsbauprojekte das Stadtbild. Hier wohnen und arbeiten Menschen aus allen Teilen der Welt. Und man kann sagen: Hier ist Berlin so international, wie es sich der Welt gerne präsentiert.