Rosenthaler Vorstadt

Berlin

Ein Bezirk, der alles hat: von Szenemeile bis Brachland, von perfekt renovierten Mietskasernen bis zu bürgerlichen Herrschaftshäusern und nicht wenigen architektonisch aufregenden Neubauten. Das ist sogar im sehr heterogenen Berlin selten. Dabei zählt die Rosenthaler Vorstadt nicht zu den größten Distrikten der Stadtgegend. Sie ist nur perfekt gelegen.

Im Süden endet die Rosenthaler Vorstadt an der Torstraße, die genau dort jene prominente Meile ist, deren Ruf bis nach New York reicht. Man sagt, Brad Pitt und Angelina Jolie besitzen hier ihre Wohnung und am Rosenthaler Platz trifft sich die halbe IT-Szene im Café St. Oberholz, wo wenig geredet, aber umso mehr auf Tablets und Smartphones geschaut wird. Hier kann man dem Wandel der Medien- und Arbeitswelt reell begegnen.

Vom Rosenthaler Platz geht es am Weinbergspark vorbei schräg ab in die Kastanienallee – im Volksmund auch „Castingallee" genannt, gilt er doch als Laufsteg der urbanen Boheme. Seit der Wende ist die Kastanienallee ein besonderer Brennpunkt zwischen neuem und altem Berlin. Sie hat einen eigenen Reiz sich befruchtender Lebensmodelle, den man so vielleicht noch im Amsterdamer Stadtteil Haarlem findet.

Hinter der Torstraße, in nördlicher Richtung, beginnt die begehrteste Wohngegend des Bezirks Mitte: Gefragt sind Adressen wie Ackerstraße, Gartenstraße, Fehrbelliner Straße oder Choriner Straße, wo in einem exklusiven Berliner Lifestyle-Komplex in neun separaten Gebäuden über 130 Wohnungen entstehen. Ein Wohnparadies. Das pulsierende Leben der Szene ist nur einen Steinwurf entfernt. Die Begehrtheit hält an.

Rosenthaler Vorstadt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiter nördlich liegt das Zentrum des Prenzlauer Bergs, der Kollwitzplatz mit seiner extrem wohnlichen Umgebung. Kneipen, Bars, Designerläden und eine betont entspannte Stimmung. Jeden Samstag steht hier auch einer der bekanntesten Wochenmärkte Berlins. Und um den Wasserturm, der eines der berühmtesten Wohnhäuser der Stadt ist, sammeln sich die Touristen zur ausgedehnten Fahrradtour mit unzähligen Stopps. Denn es gibt viel zu entdecken hier, etwa die hippe Oderberger Straße oder die einladende Kulturbrauerei. Begehrt geht es weiter: Oberhalb der Danziger Straße schließt das Quartier um den Helmholzplatz an, ebenfalls eine Ansammlung teurer Straßenzüge, vielleicht sogar mit einer noch besseren und auch avantgardistischeren Lokalszene. Deswegen leben auch Menschen und Familien hier, die nicht dem Bild von Bewohnern eines prominenten Viertels entsprechen. Lebenslust und Kultur prägen die Rosenthaler Vorstadt. Und prägten sie schon zu Zeiten der DDR.

Doch zur Rosenthaler Vorstadt gehört auch das Brunnenviertel im Wedding, das vor dem Mauerfall unerreichbar entfernt im Westen lag und im Anschluss sehr rasant und ohne viel nachzudenken funktionell saniert wurde. So manches würde man hier heute anders machen. Andererseits verströmen die verbliebenen Altbauten das Flair des unaufgeregten Lebens.

An der Nordgrenze der Rosenthaler Vorstadt steht die weite Brache des ehemaligen Nordbahnhofs, der schon zum Bezirk Pankow gehört. Der grüne Park zwischen den Gleisen hat einen Ausgang in den Süden des Distrikts, wo um den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark ein paar unentdeckte, wunderbar sanierte alte Häuserzeilen stehen. Eine bürgerliche Idylle, die man hier nicht erwartet hätte. Es zählt zu den Rätseln Berlins, dass manches, das eigentlich um die Ecke liegt, immer im Verborgenen bleibt.